Short Story by Martin Gellrich
„Verdammt, das heißt der Mörder lebt noch, und Judy ist in größter Gefahr!“. Ich legte den Hörer auf und rannte zur Tür. Tausend Gedanken schossen mir durch den Kopf, während ich mit dem Fahrstuhl nach unten fuhr. Ich schaute auf die Anzeige: neun, acht, sieben, sechs. Es konnte nicht schnell genug gehen bis ich am Ausgang war.
Mein Auto stand auf der anderen Straßenseite ich rannte los, mit quietschenden Reifen hielt plötzlich ein Auto kurz neben mir an.“Du bist ja Wahnsinnig“, schimpfte der Fahrer. Doch ich hatte keine Zeit mich darum zu kümmern, ich machte die Tür meines Autos auf, setzte mich noch ganz außer Atem hinein, schaute kurz nach hinten und fuhr los. Er könnte bereits in Ihrer Wohnung sein?! Während ich versuchte die vor mir fahrenden Autos zu überholen, rief ich noch einmal Judy an.“Nimm ab, ..zur Hölle nimm ab!“ fuhr es aus mir raus. Das Navi zeigte an, das ich noch 12min brauchte um am Lincoln Boulevard zu sein.
Das Telefon klingelte, in der Hoffnung sie würde mich anrufen nahm ich ab: „Inspektor Ryan, wir haben die Ergebnisse der Obduktion, 6mm Geschoss, direkt von vorn, der Tod trat demnach um etwa sechs Uhr dreißig ein. Keine weiteren Auffälligkeiten außer..“ ich fragte nach „Was außer?“. „Unter der Zunge fanden wir einen hellblauen Stein, höchstwahrscheinlich ein Larimar. Das ist ein Mineral, es kommt neben Soave in Italien nur noch auf der Halbinsel Barahona in der Dominikanischen Republik vor.“ Ich hielt kurz inne, “Dieser Larimar wurde doch bereits bei ihrem Bruder gefunden?“.Ich dachte nach und schwieg, bis die Stimme am Telefon fragte, “Inspektor sind sie noch da?“.“Schicken sie das FBI sofort zum Lincoln Boulevard!“.
Der Onkel war also der Täter! Mir dämmerte es, er war der einzige Zeuge damals und sagte, er hätte den Bruder Judys, Tod aufgefunden. Wegen mangelnder Beweise mussten wir ihn laufen lassen. Ich erinnerte mich auch wieder, während ich Ihn auf dem Balkon befragte, sah ich durch die Fenster dieses Regal und die ganzen Steine darauf. Als ich mich von ihm verabschiedete fragte ich noch nach diesen Steinen und er meinte das wäre ein Larimar aus der Dominikanischen Republik gewesen und er bewahrte ihn aus persönlichen Gründen auf.
Es regnete in Strömen, ich konnte kaum die Fahrbahn sehen, trotzdem fuhr ich wie ein Verrückter den Berg hinauf und merkte in den Kurven, wie das Auto auf den Hinterreifen immer mehr ausbrach. Es wäre nur ein kurzer Moment nötig gewesen an dem ich die Gewalt über das Auto verloren hätte. Ich wäre den Abhang hinunter in die Tiefe gestürzt. Genau so fühlte ich mich auch, wenn ich zu spät käme hätte er ihr vielleicht schon etwas angetan und ich würde mir das nie verzeihen!
Ich wusste, das es töricht war mit einer Verdächtigen eine Affäre anzufangen aber ich konnte nicht anders. Wieder klingelte das Telefon, „John, bist du das ?“Fragte mich die sanfte Stimme. “Mein Gott Judy ich habe schon seit einer Stunde versucht dich zu erreichen! Wo warst du?“ „Ich war noch spazieren gewesen und habe…“ich unterbrach sie harsch und sagte:“Du musst dich sofort in Sicherheit bringen! Wir wissen nun was damals mit deinem Bruder passiert ist. Es war dein Onkel gewesen!“ Sie wollte gerade antworten da hörte ich wie im Hintergrund Schritte auf sie zukamen und sie schrie, es krachte und eine männliche Stimme sagte:“Du kannst mir nicht entkommen! Ich werde…“.Danach hörte ich nur noch das piepen des Besetztzeichens. Mir lief es eiskalt den Rücken runter. Mich drückte es nach vorne, als ich das Auto vor ihrem Haus zum stehen brachte. Es war mittlerweile dunkel geworden und ich sah die Lichter in Ihrem Haus, auch sein Auto stand davor.
Ich stieg aus und rannte auf das Haus zu. Die Tür war aufgebrochen. Glassplitter lagen auf dem Boden herum und ich ging vorsichtig in die Wohnung hinein. Mein Herz schlug immer schneller, während ich auf der rechten Seite des Korridors, mit der Hand entlang tastend, vorwärts ging. Ich zog langsam meinen Revolver aus dem Halfter und duckte mich etwas, plötzlich klirrte es hinter mir! Ich drehte mich blitzschnell um, doch es war nur Ihre Katze. Im Wohnzimmer angekommen sah ich noch den Hörer auf dem Boden liegen. Ich schaute mich um. Links die Terrasse mit Blick auf den Pool und gerade aus die Fenster mit und die Lichter Stadt. Auf dem weißen Sofa sah ich die Blutflecken und mir wurde schlecht. Doch ich konnte mir in diesem Moment keine Schwäche leisten, ging weiter zur Seitentür, welche leicht geöffnet war. Während ich langsam hindurch ging, hörte ich Stimmen aus dem Keller.“
.. ich werde das bekommen was mir zusteht! Du wirst Sterben und niemand wird dich hier finden!“ sagte ihr Onkel.“Hilf mir!“ schrie Judy. Ich ging die Kellertreppe hinunter, da knallte hinter mir die Tür durch einen Windhauch zu, er wusste nun das ich da war. Sie hatte in Ihrem Keller eine Weinsammlung, „Komm nur näher du Scheiß Bulle! Ich werde dich alle machen!“ schrie er mir aus circa vier Meter entgegen aber ich konnte ihn nicht sehen. Ich hörte wie er sie an die Wand stieß und sie zu Boden ging. Durch die Weinflaschen hindurch sah ich ihr weißes Kleid schimmern. Ich hörte bereits den Hubschrauber aus der Ferne immer näher kommen. Da merkte ich wie mir ein Schatten zwischen den Regalen immer näher kam, ich sprang aus dem Gang vor sah ihn wie er sich nach mir umdrehte. Ich zielte, er schoss noch während der Drehung auf mich. Es krachte, doch dann drückte ich ab.. Noch während er zu Boden sackte, sah ich in seiner Hand, wie er einen Schalter auf einer kleinen Box in seiner Hand umlegte und mit letzter Kraft sagte:
„Nun werdet ihr beide sterben..“ sofort rannte ich auf Judy zu.
Sie lag leblos in der Ecke und ich schüttelte sie: „Judy, ist alles ok? Lebst du noch?“ Sie öffnete langsam die Augen und schaute mich ängstlich an:“die Bombe, er hat eine Bombe!“ Judy zeigte zur Ausgangstür. Wir rannten beide zum Ausgang, ich sah auf das Display der Bombe, sieben, sechs..“Raus hier!“ „Wir rannten mit letzter Kraft nach außen und sprangen hinter das Auto und das Haus explodierte..
Wir umarmten uns und mit Tränen in den Augen sagte ich zu Ihr: “Ich dachte ich sehe dich nie wieder!“